Von Start-Ups

Ein Start-Up ist per Definition eine Unternehmensgründung mit besonderem Wachstumspotential. 
Wachstumspotential liegt insbesondere dadurch vor, dass das Marktsegment in das das „innovative“ Produkt eingeführt werden soll noch gar nicht existiert, oder kaum bis gar nicht erschlossen ist. Denn nicht jede Neugründung ist ein Start-Up Handwerksbetriebe, Anwaltskanzleien, Arztpraxen oder aber Nagelstudios sind davon ausgenommen. Es handelt sich bei letzteren um erschlossene Märkte, denen ein Unternehmen hinzugefügt wird.

Es verwundert also nicht, dass die meisten Unternehmen irgendwo im Bereich Digitales oder Automatisierungstechnik operieren. Shops, Lieferdienste, Browsergames, Beratungs- und Vergleichsseiten. 

Dabei kommt noch die Besonderheit hinzu, dass Neugründungen als Risikokapital verstanden werden und selbst mit guten Businessplänen Kreditvorhaben scheitern. Hier entstand ein eigenständiger Markt. Es entstanden Firmen, die sich darauf spezialisierten, Risikokapital bereitzustellen und von den hohen Wachstumspotential zu profitieren. 

Rocket Internet AG, deren bekanntestes Produkt Zalando ist oder Earlybird sind solche Risikokapitalgeber. Die Anteile an den Unternehmen sind unterschiedlich, das Interesse dennoch dasselbe: 
Binnen einer möglichst kurzen Zeitspanne eine hohe Gewinnquote erreichen. Selbst wenn eine der Unternehmungen scheitert, so ist es in der Summe ein sehr lohnenswertes Modell, wenn es um die Profitseite geht. Auf der anderen Seite entsteht der Profit wie in der Mehrwerttheorie ausgeführt, einzig und alleine durch die Arbeitskraft. Sie schafft den Mehrwert der Ware, der dann als Gewinn abgeschöpft werden kann. Und diese Spanne ist in Start-Ups besonders hoch.

Da das Produkt zählt, sprechen wir oft von freier Arbeitszeit in flachen Hierarchien.
Das birgt viele Probleme: Die Arbeit am Herzensprodukt verklärt das Verhältnis von Arbeit und „Das tue ich ja für mich“. Eine Entgrenzung der Arbeitszeit.
Deutlich wird das in einer großen Überstundenbereitschaft und totaler Flexibilität was Arbeitszeit, Projekt und Kundenwunsch angeht. Es zeigt sich aber auch in der Bereitschaft auf Lohnersatzleistungen, wie den „Smoothiefreitag“ oder die Spielekonsole, die man jederzeit nutzen kann umzusatteln. Wie das konkret aussehen kann und welche Probleme das bietet, zeigt beispielsweise der Fall Mitbestimmung bei Zalando. 
Oder aber es ist ein gemeinnütziges Unternehmen. Hier greift alles bisher gesagte, das Konzept bleibt meist: Vision statt Lohn

Bei fast allen Produkten wird dieses Konzept auch innerhalb der globalen Kontexte umgesetzt. Man lässt in Ländern programmieren, wo es günstiger ist, man lässt Fasal (Kompostierbarer Kunststoff) da produzieren, wo es günstiger ist und man erschließt das Lager da wo es günstiger ist und kann sich dann auch noch in die Green Kriterien rein schreiben, dass man den CO2 Ausstoß so gering wie möglich gehalten hat und erst das Endprodukt versendet.

Oft ist das Konzept auch: Qualifikation statt Lohn.
Jeder Beschäftigte, oder alle zusammen erhalten ein bestimmtes, festgelegtes Bildungsbudget zum freien Verbrauch im Bildungssinne. Das ist erstmal schön, die Frage ist aber, warum ihnen das Geld nicht direkt als Stundenlohnaufschlag gewährt wird. Es geht weniger um die Steuerung, die hier herangeführt wird, man wolle dass sich die Beschäftigten weiterbilden. Dies könnte man auch arbeitsvertraglich festlegen oder andersweitig organisieren. Der Vorteil ist ein buchhalterischer, wobei oftmals das Bildungsbudget an den Gewinn gekoppelt wird. Dh. egal um wie viel Personen das Unternehmen steigt, die Ausgaben steigen unterproportional. Und Start-Ups wachsen teilweise sehr schnell.  

Die Art, wie Geld gemacht wird ist gleich: Es ist die Mehrwertspanne zwischen dem von der Arbeitskraft hergestellten Wert der Ware und dem Anteil den sie davon erhalten.

Eine Untersuchung der Gründerszene und Gehalt.de hat dies tatsächlich auch für den Deutschen Raum untersucht.
„Bei der Untersuchung ist vor allem deutlich geworden, dass in der klassischen Industrie („Old Economy“) deutlich höhere Gehälter gezahlt werden: Während hier Beschäftigte ohne Personalverantwortung jährlich circa 57.500 Euro erhalten, beziehen Fachkräfte in einem Startup gerade einmal 41.000 Euro im Jahr. Eine noch größere Lücke finden wir bei den Führungskräften vor: In der Old Economy verdienen Beschäftigte in leitenden Positionen circa 95.800 Euro. In einem Startup ist das Jahreseinkommen um 54.300 Euro geringer. Fast 20 Prozent der Führungskräfte in Startups dürfen sich außerdem über eine Prämie freuen, deren Höhe bei circa 10.800 Euro liegt. Doch auch hier sind alteingesessene Unternehmen besser aufgestellt: 63 Prozent der Führungskräfte in der Old Economy erhalten Prämien in Höhe von circa 11.900 Euro jährlich.“

Und weil man dem Risikokapitalgeber Rendite versprochen hat und davon auch die nächste Investition abhängt, entscheiden sich alle zusammen auch immer wieder genau das beizubehalten. 
Profitieren tun allerdings beide Unternehmer:innen, der/die Risikokapitalgeber:in und der Startup Gründer:in.